Beiträge vom März, 2009

Uns bleiben ja noch die „Alten“

Montag, 23. März 2009 19:55

Erinnern wir uns mal an die Ausstellung im Glaspalast in München, die für Furore sorgte und den Namen Worpswede europaweit bekannt machte. Was waren das für Künstler, die unserem Ort seinen ganz eigenen Ruf und seine bis heute anhaltende Reputation schenkten? Die Künstlergruppe um Fritz Mackensen war schon erfolgreich oder kam aus begütertem Hause. Doch die Gründungsmitglieder der Künstlerkolonie zogen andere nach, nicht so erfolgreiche Künstler, nach damaligem Sprachgebrauch „Hungerleider“.

Paulas Grab
Kommen die Touristen wirklich nur noch wegen der Alten Worpsweder
oder ist ihnen lebendige Kunst auch wichtig?

Sie wurden nie von einer Jury ausgewählt, haben sich nirgends beworben und doch kamen sie, um hier zu malen und zu leben. Und das „Stipendium“ bekamen sie von den Dörflern, die diesem eigenartigen Malervolk staunend, vielleicht auch misstrauisch, aber auf jeden Fall mit menschlicher Wärme und mancher nahrhafter Naturalie begegneten. Auch sie haben den Ort bereichert, haben neue künstlerische Ideen mitgebracht und sind aus der Geschichte Worpswedes nicht wegzudenken.
Seit 1971 kommen die „echten“ Stipendiaten, ausgestattet mit einer ausreichenden Versorgung, aber unabhängig, kreativ und aus aller Welt. Sie kommen um bewusst auf den Spuren der Alten Worpsweder zu wandeln, um der Stadthektik zu entfliehen, um ländliche Ruhe für ein besonderes Projekt zu finden. 1000 Bewerber auf 21 Stipendien sprechen für sich.
Damit soll nun Schluss sein, wenn es nach dem Niedersächsischen Wissenschaftsminister Stratmann geht. Förderung bekommen nur noch Einrichtungen in Lüneburg, Worpswede wird der Geldhahn zugedreht. Für die Künstlerhäuser von Martin Kausche mag es weiter gehen, aber was ist mit der Barkenhoff-Stiftung, mit den einmaligen Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten in den Remisen?
Die Touristen kommen sowieso nur wegen der Alten Worpsweder, Kaffee und Kuchen und der Eisdiele, mag man vielleicht zynisch anmerken. Doch Kunst darf nicht still stehen, sie muss sich permanent entwickeln können und Impulse auch für gesellschaftliche Veränderungen geben. So wie die Alten Worpsweder die Sichtweise ihrer Generation verändert und damit Toleranz und Flexibilität im Denken eingefordert haben, bringt uns jeder neue Künstler, jeder Stipendiat weiter – auch wenn wir nicht immer verstehen, was er macht. Aber er fordert unsere Toleranz, er fordert unsere Flexibilität im Denken und unseren Mut zu Neuem. Herr Stratmann, die Alten Worpsweder haben wir sicher, wir brauchen weiterhin die „Neuen Worpsweder“, auch die, die nur auf Zeit hier sind.


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Wege als Reifenkiller

Montag, 23. März 2009 19:17

Worpswede müht sich zur Zeit seinen Status als anerkannter Erholungsort zu wahren – vielleicht um die Sonntagsöffnungen für den „aktiv-markt“ und „Lidl“ zu erhalten? Allein die Verkehrssituation im Ort lässt wahrhaftig kein Gefühl von Erholung aufkommen. Gut, ein Konzept für die Bergstraße ist in Arbeit, wurde vorgestellt und soll in der „goldenen Meile“ für Beruhigung sorgen. Aber wie sieht es aus mit dem Durchgangsverkehr, der sich durch die Hembergstraße, Findorffstraße und Osterweder Straße quält? Was dort wohl erst los ist, wenn der „aktiv-markt“ seine schönen, größeren Räume mit reichlich Parkfläche auf dem ehemaligen MeyerKG-Gelände bezogen hat!

Schotterpiste

Nun flüchtet der Worpsweder bekanntermaßen gern in die Hammewiesen und ins Teufelsmoor, wenn die Sonne scheint und die Touristen ins Dorf strömen. Eine kleine Rundtour von schlappen 25 Kilometern mit dem Fahrrad bringt die müden Muskeln und den Kreislauf nach Feierabend auf Trab. Aber schon nach wenigen Kilometern ist es vorbei mit Entspannung und Erholung, denn zum Beispiel bei Neu Helgoland enden die – von unseren Altmeistern der Malerei so geliebten – Sandwege und machen einer Schotterpiste Platz, die uns das Fürchten lehrt. Immerhin kostet ein guter Fahrradmantel (Decke sagt man ja eigentlich dazu) ab 30 Euro aufwärts, bis hin zu unkaputtbaren für mindestens das Doppelte. Wir haben allerdings so unsere Zweifel bezüglich der Unzerstörbarkeit dieser Reifen, eiern über eigroße, spitze Faustkeile und fahren Slalom zwischen den gefährlichsten Exemplaren. Beim nächsten Versuch einer entspannten Radtour geht es zur neuen Pionierbrücke. Kaum haben wir die Überhammer Straße verlassen geht es schon los mit dem Schotter.

Pionierbrücke

„Ein Zwischenzustand“, meint der zuständige Mitarbeiter im Kreishaus. Aber erstmal kriegen wir Zustände, denn die Absicht von der Pionierbrücke aus durch die Wiesen zum Bahnhof zu fahren, erweist sich leider als unmöglich. Schützengräben, Stacheldraht, Gatter versperren den wunderschönen Rundweg, der nur noch Wirtschaftsweg sein soll. In der Begründung soll uns allen Ernstes dargestellt werden, dass Wanderer und Radfahrer die Natur mehr stören als scheppernde, ratternde Trecker, die mehrmals täglich durch die Landschaft brettern.
Wir würden uns über Anregungen und Kommentare zum zivilen Ungehorsam freuen. Vielleicht finden sich mal ein paar hundert Wanderer, Radfahrer, die diese Wirtschaftswege in demokratischen Besitz nehmen möchten!


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