Eindrucksvolle Fotos von Gabi Anna Müller – Blickwechsel

Gabi Anna Müller im Gespräch mit Besuchern

Dürfen sozialkritische, dokumentarische Fotos ästethisch sein, nach harmonischen Gestaltungskriterien komponiert sein? Die Gratwanderung zwischen dem Voyeurismus, „geschöntem Elend“ und fotografischer Anteilnahme fordert eine Fotografin besonders heraus. Der Worpswederin Gabi Anna Müller gelingt es mit ihrer eindrucksvollen Ausstellung, die Besucher in ihre einfühlsame Sichtweise von fremden Lebenswelten in Nordafrika und Indien einzubeziehen. Die abgebildeten Menschen stellen sich ihrer Kamera mit Würde, trotz der sie umgebenden Armut und der deutlichen Lebensspuren in ihren Gesichtern. Dabei schafft es Anna Gabi Müller, eine Bildkomposition aufzubauen, die zu den Darstellerinnen hinführt, sie zum Teil von ihrer Umgebung durch das Spiel mit der Tiefenschärfe zu isolieren. Ihre Bildgestaltung ist nie „nur schön“ oder gar voyeuristisch, sondern unterstützt die Aussage. Sei es bei den Männern, die vor dem farblich harmonischen Hintergrund aufgereiht zur Pause sitzen oder dem Ägypter, der (unseren?) Plastikmüll sortiert. Schwer zu ertragen sind die Fotos von Frauen und Kindern, die ihr Leben offensichtlich auf der Straße fristen. Sie verdeutlichen uns, wie klein unsere Wohlstandprobleme doch eigentlich sind und in welchem Überfluss wir alle leben.
Eher dekorativ wirken die Fotos abgeblätterter, verwitterter Wandflächen, die durch jahrelange Umwelteinflüsse zu wunderschönen Malereien mutiert sind, die Schönheit der Vergänglichkeit zeigen.

Wer gerade mal wieder an seinem Glück als Mitteleuropäer zweifelt, oder die Ursachen von Migration anzweifelt und einen „Blickwechsel“ braucht, sollte sich diese Ausstellung auf jeden Fall ansehen. Für den Kunstinteressierten und Fotofan ist sie in jeder Hinsicht ein Muss!

Galerie Altes Rathaus
Die Ausstellung wird gezeigt vom 16. März bis Ostermontag, 22. April 2019:
Di bis Fr 14 – 18 Uhr und Sa / So 11 – 17 Uhr, an Feiertagen 11 – 17 Uhr

Autor:
Datum: Sonntag, 17. März 2019
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