„stromaufwärts – zu den Bildquellen“…

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…nennt der Künstler Lutz Bolinius seine derzeit in der Galerie Altes Rathaus präsentierte Ausstellung. Die einführende Ansprache zur Eröffnung übernahm der Künstler selbst und schilderte darin den Entstehungsprozess seiner Bilder in sehr anschaulicher Weise. Doch zuvor dankte er der Gemeinde für die wunderschönen Räumlichkeiten im Alten Rathaus, „in die er am liebsten eingezogen wäre“. Sein Dank richtete sich ebenfalls an die ehrenamtlichen Aufsichten, die eine durchgängige Öffnung der Galerie ermöglichen. Ganz speziell dankte Lutz Bolinius der Kulturbeauftragten der Gemeinde, Klaudia Krohn. Sie habe ihn nicht nur dazu ermuntert, seine Werke öffentlich zu machen, sondern ihn ausgesprochen engagiert in der Planung und bei der Hängung unterstützt.
Den Besucher erwarten abstrakte, ungegenständliche Figurationen, überwiegend in einem warmen Rotton angelegt, auf hellem, oft strahlend weißem Grund. Sie stellen keine Abstraktion realer Welten dar, lassen aber durchaus Assoziationen zur real existierenden Welt zu. Der Künstler meinte dazu: „ Wenn Sie jetzt Erklärungen zu meinen Bildern erwarten – das kann ich nicht!“ Eindrücke des Alltäglichen, wie ein Scheunentor mit Farbflecken oder der Papierfetzen auf dem Supermarkt-Parkplatz, setzen sich in seinem Kopf fest und inspirieren ihn zu Bildkompositionen, in die teilweise Textfragmente, Papierschnipsel tatsächlich eingearbeitet sind.. Die müssten aber sehr impulsiv aus ihm heraus kommen, denn „je mehr ich bewusst male, je mehr ich weiß, desto eher verhunze ich ein Bild“. Eine sehr sympathische und wie ich finde treffende Aussage zu einem kreativen Prozess, in dem eben nicht alles erklärbar ist. Wenn uns unser Kunstprofessor mit Bildinterpretationen formaler und inhaltlicher Art quälte, habe ich oft bezweifelt, dass der Künstler wirklich diese Gedanken gehabt haben könnte.
Am Ende seines Schaffens für die derzeitige Ausstellung habe er gemerkt, so Bolinius, dass die Horizontale eine große Rolle in seinen Bildern spielt. Und damit sind wir wieder bei den Assoziationen. Waagerechte Linien unterschiedlicher Stärke und Intensität lassen an Landschaften denken, an unser „plattes“ Land. Gleichzeitig vermitteln sie den Eindruck von Bildtiefe, aber auch von Bewegung. Die Bilder sind eben nicht nach klassischen Kompositionsregeln geschlossen, sondern verweisen ebenso auf den Raum – oder das nächste Bild – daneben. Auch diesen Aspekt betonte der Künstler. Er habe sich von einem Bild zum nächsten leiten lassen, rein intuitiv, ohne konkrete Planung.
Lassen Sie sich so wie Lutz Bolinius von Bild zu Bild leiten, denn es lohnt sich. Wir haben vielleicht konkrete Assoziationen, vielleicht gibt uns eine Komposition einfach die Gelegenheit zur inneren Ruhe. Auf jeden Fall regen sie an, unsere Welt einmal etwas detaillierter und vielleicht sogar abstrahiert zu betrachten.

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Die Ausstellung ist noch bis zum 11.Oktober in der Galerie Altes Rathaus, Worpswede, zu sehen. Öffnungszeiten Di bis Fr 14:00 bis 18:00, Sa und So 11:00 bis 17:00

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Datum: Mittwoch, 16. September 2015
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